Wenn dieses Character Building schon ein gemeinhin anerkanntes Spiel-im-Spiel ist, darf ich das nicht entwerten - sonst setze ich mich ja auf eine Stufe mit einem Illusionisten, der seinen Spielern nur vorgaukelt, dass ihre Taten und Ideen Einfluss haben.
Glücklicherweise bestimmt man vor dem Spiel, welche Quellen zum Charakterbau herangezogen werden dürfen.
Diese Begrenzung ist dann die Herrausforderung für die System Mastery.
Wehe der Gruppe, die sich nicht über das zu verwendende Regelwerk einigt.
"Und jetzt möchte ich, dass Sie die Seite rausreißen.
Die ganze Seite sofort rausreißen.
Na, Sie haben mich doch verstanden, reißen Sie sie raus. Reißen Sie die ganze Seite raus.
Und, Gentlemen, ich sage Ihnen was: Reißen Sie nicht nur die eine Seite raus, sondern das gesamte Kapitel.
Es soll weg, verschwinden. Nichts darf davon drinbleiben.
Weg damit, na kommt schon! Weg mit den Feats, den Prestige Classes, den Encounter Levels! Zerfetzt sie, zerfleddert sie, reißt sie raus. Ich will nur noch hören, wie Attacks of Opportunity und Stacking Rules rausgerissen werden.
Sauber rausreißen, ich will nichts mehr davon sehen.
Das hier ist eine Schlacht, ein Krieg, und Sie könnten dabei Herz und Seele verlieren.
Jetzt werden Sie wieder lernen, selbsttätig zu denken.
Ganz gleich, was man Ihnen gesagt hat, Worte und Gedanken können die Spielwelt verändern!"
Ich zitiere S. 86 des 3.5 Dungeon Master's Guide.
Obviously, any stat block you create for your own use can be as sparse or as detailed as you need it to be. If all that really matters for an encounter is a creature's hit points, AC, and attack bonus, then those are the only characteristics you need to make note of.
Tja, und schon sind wir wieder bei AD&D.
Im Prinzip Wasser auf meine Mühlen...
Aber ich will meinen potenziellen Spielern gegenüber fair sein. Wenn ich sie zu einer Session D&D3.x einladen würde und ich ihnen dann nur Regeln auf dem Komplexitätsgrad von BE (nicht mal CMI) anböte, würden sie sich
zurecht verarscht vorkommen, ganz egal, ob mir der DMG dieses Recht zugesteht (oder zugestand).
Anders gesagt: Wenn ich von einem publizierten Regelwerk mehr als gefühlte 10-15% abweiche, sollte ich so ehrlich sein und von einem neuen Spiel reden. ("Wenn ihr wirklich und ausschließlich 3e spielen wollt, dann gibt es da am Nachbartisch bestimmt einen fähigen DM.")
Aber das wirklich komische ist, dass dies eine neumodische Sichtweise ist, weil das Hausregeln und Erweitern von OD&D (via Arduin, Judges Guild oder komplette Eigenbauten) üblich war und immer noch als "Dungeons & Dragons" galt.
Heute kommen die Spieler mit Anspruchshaltungen an den Tisch. Oder, wie ich gerade dem
Glgnfz ins Blog geschrieben habe (in Bezug auf unterschiedliche DSA-Bilder):
Das Aventurien des ersten Basis-Spieles (und der ersten vier Module) ist ja sowieso ein völlig anderer Ort als später.
Ich habe mal für einen Con ein DSA1-Abenteuer angeboten, auf der Basis genau der Welt-Informationen, die in dem Basis-Spiel waren.
"DSA!? Cool!" war die Reaktion.
Gefolgt von: "Alternatives Aventurien? Ach nee, lass mal... (Ist in der DSA-Runde daneben noch ein Platz frei? Ach, das ist DSA4? Ich habe nur 3er-Charaktere...)"
Ich habe keine Spieler gefunden...Ebenfalls wichtig ist der Aufsatz "The Math of Winging It" von Monte Cook im Dungeon Magazine, Ausgabe 130. Er erklärt, wie man in 30 Sekunden einen spielfertigen 3.5 NSC baut, bei dem sämtliche Zahlen eine Funktion der Stufe des NSCs sind.
Schade, dass ich den Dungeon da nicht mehr gelesen habe... klingt interessant.
Das wirkliche Problem bei den 3.5 Statblocks sind nicht die Zahlen der NSCs - sondern die Auswahl ihrer Feats, Zaubern, und Ausrüstung, weil in diesen Bereichen kommt man als SL um eine gute Kenntnis der Regeln nicht herum.
Wo meine Antwort dann wieder "reißen Sie sie raus" lautet (zumindest in Bezug auf die Feats, aber auch auf 90% der Spells), und plötzlich ist es kein Problem mehr. Die Secondary Skills in AD&D waren eine
so feine Sache.
Aber ich sagte ja auch, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich zu einer qualifierten Meinung fähig oder berechtigt bin. Ich will 3e-Spielern weder in die Suppe spucken, noch sie zu irgendwas bekehren. Sollen sie Spaß mit ihrem Spiel haben, so viel und so lange sie wollen. Mit Builds oder ohne, mit Class-Dipping oder ohne, mit einer Viertelseite Statblock oder ohne.
Das ganze hier fing an mit der Frage, was an 3.5 "falsch" war, und ich kann es zusammenfassen mit "es wurde an meinen persönlichen Interessen vorbei entwickelt", egal wie die aussehen. Das trifft auf viele, viele Rollenspiele zu. Vampire, Rifts, GURPS, Cthulhu... kein Ding.