Windjammer
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« am: August 29, 2010, 14:12:09 » |
Zitat
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Ich sitze gerade an der Rezension zum 13Mann-Band "Roboter" zu Traveller. Wie vielleicht bekannt, handelt es sich dabei nicht nur um eine reine Neuauflage von Altbekanntem, sondern um eine groß angelegte Erweiterung sprich Aufwertung über Neuinhalte. Da ich die Vorlage aus den 80ern nicht kenne, und selbst kein Traveller-Kenner der 80er bin, wollte ich mich an Euch wenden.
Ich zitiere einfach mal die Erstfassung meiner Bewertung (ohne Schlusssatz, steht noch aus), mit der Bitte an Euch, mich davor zu bewahren, einen völligen Schwachsinn von mir zu geben. Bin für jegliches Feedback dankbar!
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Bewertung und Fazit
An der grundsätzlichen Verarbeitungs- und Inhaltsqualität des vorliegenden Bandes gibt es nichts zu beanstanden. Sorgfältig widmet sich der Autor dem Thema der Robotik im Kontext des Traveller-Universums. Von der Bebilderung bis zu den technischen Ausführungen und den begleitenden Prosatexten gibt es durchwegs wenig bis kaum zu beanstanden. Die Frage, ob sich ein Traveller-Referee (oder gar Spieler) diesen Band anschaffen soll, ist eher grundsätzlicher Natur.
Die erste grundsätzliche Frage ist, wie menschenähnlich (einzelne) Roboter im Traveller-Universum überhaupt sein sollen. Gibt es eine prinzipielle Abgrenzung zu den lebenden Organismen, oder sind die Grenzen so fließend bis zu dem Punkt, wo man Roboter als (organisches) Spielercharakter-Volk einführt. Diese Grundthematik der Robotik – ihre Menschennähe – geht auf Alan Turing zurück, und findet sich in klassischen Referenzen des fiktionalen Genres wieder („Robotermärchen“, „Bladerunner“) ebenso sowie in neueren Vertretern (Spielbergs „I.T.“). Der vorliegende Band bezieht keine eindeutige Haltung, sondern gibt sich betont vorsichtig. Ja, ab einem gewissen Technologie-Level (TL) wäre dies selbstverständlich: man bezeichnet solche Roboter als „pseudobiologisch“, und weißt darauf hin, dass diese für Menschen (und ähnlich intelligente Organismen) in ihrem äußeren Verhalten nicht mehr als Roboter erkennbar sind. Nein, diese Roboter wären im Traveller-Universum nicht allzu häufig, und (noch) streben sich viele der prominenten Völker wie Varg und Aslan dagegen, mit solchen Robotern überhaupt zu verkehren bzw. diese zu erstellen und einzusetzen. Wie immer sind solche Vorschläge an die eigene Traveller-Kampagne leicht anzupassen, aber es ist wichtig zu verzeichnen, das sich der Autor der Thematik mit einer großen Sensibilität widmet, und das weit ausführlicher (und über den Band verstreuter) als das eine Rezension vermitteln kann.
Die zweite große Grundfrage ist mit der Häufigkeit der Roboter im Traveller-Universum überhaupt verbunden. Traveller wird eigentlich als „Hard Sci-Fi“-Rollenspiel gehandhabt, und dazu gehört es auch, dass die Spieler die auf sie zukommenden Probleme mit Logik und Eigenwissen bewältigen, als diese an nicht-menschliche Hilfsquellen wie Roboter oder ähnliche technologische „Gadgets“ abgeben. Darauf weißt auch der Band zu den „Spinwärts Marken“ hin (englische Ausgabe, S. 123-124): jedes Abenteuer wäre sinnlos, wenn es die Spielercharaktere ohne Eigenleistung bewältigen könnten. Wiederum kann man hier Entsprechungen in den klassischen Literaturreferenzen des Genres finden, wo technologische Errungenschaften weniger dazu dienen, den Protagonisten Probleme vom Hals zu schaffen, als diese vor die größtmöglichen Probleme stellen – man denke an Clarkes „2001“ oder Poul Andersons „Tau Zero“, wo es die Protagonisten nur mit einem hohen Eigenaufwand an Logik und Kombinationsgabe schaffen, die von der eigenen Technologie (überhaupt erst) geschaffenen Probleme zu überwinden. Die Frage ist, ob ein Erweiterungsband für das Traveller-Rollenspiel, der den Spielern eine Hülle an technisch hochversierter Spielzeuge in die Hand gibt, diesen Genrepfeiler völlig aufgibt (vgl. auch einzelne Gegenstände im Traveller-Band „Central Supply Catalogue“, der in absehbarer Zeit auch übersetzt erscheinen wird). Ein Kellner-Roboter, der einfach Getränke serviert, ist da natürlich harmlos; ähnliches gilt für diverse Fracht- und Reinigungsroboter (bei letzterem frage ich mich nur, wie diese jenseits von Ulk kampagnenrelevant sein könnten). Anders sieht es bei „Search+Rescue“ Robotern aus, die die Dronen in ein gefährliches Gebiet eindringen können, um diverse Gefahren ausschalten und Zielpersonen retten können – ohne dass den, aus sicherer Entfernung zusehenden, Spielercharakteren auch nur ein Haar gekrümmt wird. Diverse Kampfroboter. Ein Astrogator-Roboter (S. 68), den man 24 Stunden an das Raumschiff anschließen kann, und der – so wird uns erzählt – den menschlichen Astrogator vollwertig ersetzt. Mit der Einführung dieser Roboter in die hauseigene Traveller-Kampagne, noch dazu zu größtenteils (früher oder später) erschwinglichen Preisen für die Spielercharaktere, verkäme so eine Kampagne schnell zu einer reinen Materialschlacht bzw. zu reinem Ressourcenmanagement, bei dem die zu verwaltenden Ressourcen längst nicht mehr die (im engeren Sinn) Eigenfähigkeiten der SC betreffen. Das stufe ich als höchst gemischt ein. Natürlich gilt für jeden Rollenspielband, dass der Spielleiter bzw. Referee selbst entscheidet, was und wieviel er übernimmt. Aber die Tatsache, dass der Band diese Optionen überhaupt für den Traveller-Kosmos vorschlägt, stimmt doch nachdenklich.
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